27.03.2009

Bericht zum Auftakt der Reihe „Ökumene heute“: Der Freiburger Erzbischof Dr. Robert Zollitsch sprach in Karlsruhe erstmals als Vorsitzender der deutschen Bischöfe über Ökumene


Karlsruhe Stephanssaal

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, sprach in Karlsruhe erstmals seit seinem Amtsantritt als Vorsitzender der Gremiums, in der Öffentlichkeit zum Thema Ökumene in Deutschland. Er eröffnete damit im Karlsruher Stephansaal die Vortragsreihe„Ökumene heute“, die von der Europäischen Melanchthon-Akademie Bretten, dem Roncalli-Forum Karlsruhe zusammen mit dem Institut für ökumenische Forschung Straßburg ausgerichtet wird. Anlass ist der 450. Todestag Philipp Melanchthons 2010, aber auch der Rückblick auf zehn Jahre Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre 2009. Die Veranstalter, so der Direktor der Europäischen Melanchthon-Akademie Bretten, Dr. Günter Frank, und der der Leiter des Roncalli-Forums, Dr. Albert Käuflein, betrachten die Folge von Beiträgen 18 hochkarätiger Theologen als eine „Standortbestimmung“ der ökumenischen Bewegung.

„Zentrale Differenzpunkte der Reformation konnten durch die Augsburger Erklärung von 1999“, so der Freiburger Bischoff zu Beginn seiner Ausführungen, „als aufgearbeitet erklärt werden“. Das Verhältnis zwischen Lutheranern und Katholiken habe seitdem eine neue Qualität, denn die Erklärung beinhalte das Versprechen, sich um ein tiefgreifendes Verständnis zu bemühen. Die Vereinbarung, die manche als „Meilenstein auf dem Weg zur Einheit der Christen“ betrachteten, stieß bei anderen auf heftigen Widerstand. Deshalb forderte der Bischof: „Die ökumenische Zielbestimmung ist eine drängende Aufgabe.“ Keinesfalls dürfe man sich dem Vorwurf der Beliebigkeit aussetzen. Für ihn geht es darum in einem vertrauensvollen Verhältnis die Unterschiede und die Gemeinsamkeiten der Konfessionen aufzuzeigen. Dabei betonte Dr. Robert Zollitsch, dass bei der heutigen Vielfalt der christlichen Glaubensgemeinschaften dieser Dialog bilateral mit den reformierten Kirchen als auch multilateral mit den orthodoxen gepflegt werden müsse.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz zeigte die vielfältigen Bereiche ökumenischer Zusammenarbeit vor allem mit den evangelischen Kirchen auf. Er verwies auf den ökumenischen Kirchentag, der im kommenden Jahr seine zweite Auflage in München haben wird, sowie auf die gemeinsamen Handlungsfelder im sozialen und karitativen Bereich. „Hier verbindet uns mehr als uns trennt“, betonte er und ergänzte: „In einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft ist es wichtig, dass sich die Christen in ökumenischer Gemeinsamkeit zu Wort melden“. Die ökumenischen Gemeinsamkeiten seien hier noch nicht ausgeschöpft. Im Gegenteil: Man müsse sich den Herausforderungen der Gegenwart stellen, mit dem Ziel, gemeinsam ein Zeugnis von christlichen Werten abzulegen. Der Bischof verwies dabei auf eine gemeinsame Erklärung der evangelischen und katholischen Kirche in Deutschland zur Familie. Gleichzeitig warnte das Freiburger Kirchenoberhaupt aber vor einem „schnellen Einverständnis, das der Wahrheit nicht standhält. Eine Überkirche mit Minimalkonsens kann nicht unser Ziel sein.“

Im Arbeitskreis christlicher Kirchen (ACK) sieht er das Anliegen aufgehoben, die Einheit der christlichen Kirchen nach Kräften zu fördern und nach Gemeinschaft zu suchen. Doch dieses komplexe Bemühen verlange eine differenzierte Bewertung. Auf den ökumenischen Enthusiasmus der Anfangsjahre folge nun die notwendige Ernüchterung. Doch diese nun herrschende Phase der Konsolidierung biete die Möglichkeit, die gemeinsame Basis der Konfessionen, auf der in Zukunft aufgebaut werden könne, zu sichern.


Eine Forderung richtet der Erzbischof jedoch an die Protestanten: Das bevorstehende Jubiläum zum 500 jährigen Gedenken an die Reformation dürfe nicht zur Konfessionalisierung genutzt werden. Vielmehr ginge es darum, in einer Zeit, da das Christentum an Strahlkraft verliere, diese gemeinsam zu entfalten. „Auch Katholiken können von Luther lernen.“ Und er stellte abschließend fest: Die Entscheidung der katholischen Kirche für die Ökumene ist für den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz „unumkehrbar“. Voraussetzung dafür stelle für ihn die geistliche ökumenische Basis dar. Der Glaube liefere die verpflichtende Vorgabe für das Handeln.

Die nächste Veranstaltung der Reihe findet am 22. April, um 20 Uhr im Roncalli-Forum Karlsruhe (Karlstr. 115, Kolpinghaus) statt, Der Freiburger Ethikprofessor Dr. Eberhard Schockenhoffs stellt die Frage: „Gibt es eine ethische Grunddifferenz zwischen den Konfessionen? “
Die erste Veranstaltung im Melanchthonhaus ist am 25. Mai um 17 Uhr. Es spricht Prof. Dr. Dr. Otto Hermann Pesch zur „Reformation im katholischen Urteil“.


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