Ein Federkrieg mit vielen Grauschattierungen

12.05.2025

Fotos: Susanne Lindacker
Im Melanchthonhaus wurde eine Ausstellung über den Streit um die evangelische Freiheit im Bauernkrieg von 1525 eröffnet

Am Eingang zur Ausstellung in der Gedächtnishalle steht seit dem 7. Mai 2025 eine große Wand: die Mauer der Vorurteile. „Luther der Bauernfresser“ steht dort geschrieben, aber auch: „Eure Regeln sind Bullshit“. Pfarrer Ralf Bönninger wies in seinem Grußwort zur Ausstellungseröffnung darauf hin, dass er mit den Schülerinnen und Schülern der Max-Planck-Realschule versucht habe, die Formeln des bäuerlichen Protests von 1525 in die Gegenwartssprache zu übersetzen. Die dahinter liegenden Fragen seien noch heute aktuell: „Darf Religion politisch sein?“ und: „Welche Formen des Protestes sind heute okay?“

Dr. Axel Lange von der Europäischen Melanchthon-Akademie stellte sein Ausstellungskonzept als Versuch dar, mit der Präsentation von Originalzitaten im Kontext von sechs Kapiteln neue Einsichten jenseits gängiger Schwarzweiß-Urteile zu ermöglichen: „Der Federkrieg der Flugschriften im Bauernkrieg zeigt ein Bild mit vielen Grauschattierungen.“ So protestiere Luther zwar gegen die Inanspruchnahme des Evangeliums für den bäuerlichen Protest, zeige aber auch Empathie für die Lebenssituation der ländlichen Bevölkerung und rede gleichzeitig auch der Obrigkeit ins Gewissen. Und Melanchthon, der sich erleichtert über die Ereignisse in seiner Heimatstadt zeige („Meine Brettener aber blieben treu“), habe überzeugend die totalitären Züge der Reich-Gottes-Theologie eines Thomas Müntzer aufgedeckt. Der radikale Prediger sei eben nicht nur – wie in späteren Jahrhunderten behauptet – ein Sozialrevolutionär gewesen.

Prof. Dr. Christian Neddens stellte die Bauernkriegsereignisse in einen größeren Kontext und wies auf die Bedeutung von 1525 als Schicksalsjahr der Reformation hin. So hätten sich nicht nur viele Bauern, sondern auch prophetische Bewegungen („Schwärmer“) und Gelehrte aus der Welt des Humanismus von der Wittenberger Reformation abgewendet, zugleich habe sich aber auch das Profil der Reformation als Glaubensbewegung geschärft.

Oberbürgermeister Nico Morast hob in seinem Grußwort hervor, dass sich die Ausstellung über den Medienkrieg der Flugschriften, Briefe und Gutachten sehr gut in das übrige Ausstellungsangebot zum Bauernkrieg im Kraichgau einfüge. Musikalisch umrahmt wurde die Ausstellungseröffnung durch die Gruppe „Loeffelstielzchen“.


„Meine Brettener aber blieben treu“

Melanchthon und Luther im Streit um die evangelische Freiheit im Bauernkrieg von 1525.
7. Mai bis 14. September 2025