Dialog – Wissenschaft – Kultur
Das Melanchthonhaus Bretten ist seit 2004 Sitz der Europäischen Melanchthon-Akademie. Deren Gründung durch Vertreter von Universitäten und Ökumene-Instituten, des Landtages von Baden-Württemberg sowie der Stadt Bretten steht im Zusammenhang mit dem im Jahr 2004 von den Vereinten Nationen ausgerufenen „Jahr des Dialogs zwischen den Kulturen" (Year of Dialogue among Civilisations). Als Auftrag der Akademie wurde die Erforschung des geistigen Erbes Philipp Melanchthons und seiner Bedeutung für Wissenschaft und Kultur im heutigen Europa hervorgehoben.
Die Europäische Melanchthon-Akademie versteht sich als Forschungs- und Bildungsakademie mit internationaler Ausrichtung. Sie geht den Impulsen Melanchthons in unterschiedlichen Wissensbereichen nach und führt den Dialog zu aktuellen Forschungsthemen im interdisziplinären Austausch. Dazu arbeitet sie eng mit anderen Bildungseinrichtungen, mit Universitäten und Akademien zusammen.
Sie veranstaltet wissenschaftliche Symposien und organisiert international ausgerichtete Stipendienprogramme und interdisziplinäre Workshops. Sie entwickelt Bildungsangebote für eine interessierte Öffentlichkeit – dazu zählen Vorträge und (Online-)Seminare, (Wander-)Ausstellungen, museumspädagogische Konzepte, insbesondere im Bereich Multimedia, und Ideen und Materialien für die Kooperation mit Schulen und anderen Bildungseinrichtungen.
- Das Gründungskomitee der Europäischen Melanchthon-Akademie
Prof. Dr. Wilhelm Schmidt-Biggemann (Institut für Philosophie FU Berlin), Prof. Dr. Theo Dieter (Institut für Ökumenische Forschung, Strasbourg), Prof. Dr. Wolfgang Thönissen (Johann-Adam-Möller-Institut für Ökumenik, Paderborn), Prof. Dr. Branko Bosnjakovic (Economic Commission for Europe, UNO Genf, Universität Rijeka), Prof. Dr. Michael Plathow (Evangelischer Bund, Konfessionskundliches Institut, Bensheim), Kirchenrat Martin Peiffer (Beauftragter der evangelischen Landeskirche bei Landtag und Landesregierung Stuttgart), Dr. Günter Stegmaier (Direktor der Landesbildstelle Baden), der Oberbürgermeister der Stadt Bretten Paul Metzger, Franz Wieser (MdL), Peter Wintruff (MdL) und Dr. Günter Frank (Kustos des Melanchthonhauses Bretten).
- Eckpunkte zum Wissenschaftsprogramm
Die historisch-kritische Forschung zum Werk des Humanisten und Universalgelehrten Philipp Melanchthon geht weit über das Feld der Reformations- und Religionsgeschichte hinaus. Sie umfasst zudem Themen der Frühneuzeitforschung, Politik, Ethik und Bildungsgeschichte sowie des interkonfessionellen und interreligiösen Dialogs.
Die bisherige Forschung hat gezeigt, dass eine angemessene Würdigung Philipp Melanchthons auch geographisch betrachtet nur aus einer größeren Perspektive möglich ist. Sein Wirken als Humanist und Reformator, als Erneuerer von Bildung und Religion wird erst vor einem gesamteuropäischen Hintergrund verständlich, ebenso seine Bedeutung als Vermittlungstheologe mit überkonfessionellem Anliegen.
Zusammen mit anderen Humanisten des 16. Jahrhunderts hat er in seiner umfangreichen Korrespondenz zudem frühe Gedanken für ein gemeinsames „Haus Europa“ entwickelt und mit dazu beigetragen, dass die mittelalterliche Vorstellung eines „orbis christianus“ abgelöst wurde.
Diese Ideen beeinflussen bis heute das kulturelle Selbstverständnis der Völker Europas und zeigen zugleich die langfristige politische Bedeutung des europäischen Humanismus des 16. Jahrhunderts für die Gegenwart.