Theologenzimmer


Die Wandmalereien oberhalb der Bücherschränke des Theologenzimmers zeigen Wittenberg als Zentrum der reformatorischen Bewegung des 16. Jahrhunderts. Auf der Westseite sind die Schloss- und die Stadtkirche erkennbar, auf der Ostseite die Wohnstätten Luthers und Melanchthons: das ehemalige Augustinerkloster und das Haus mit dem Treppengiebel an der Collegienstraße. Die Decke im Theologenzimmer ist der des Studier- und Sterbezimmers Melanchthons in seinem Wohnhaus nachgebildet. Über den Durchgangstüren zum Städte- und Fürstenzimmer befinden sich die Wappen der Wittenberger Universität und der theologischen Fakultät. Sie zeigen ein Porträt Friedrichs des Weisen, des Stifters der Leucorea, und die Figur des Kirchenvaters Augustin im Bischofsornat.
 
Theologenporträts
Familienwappen von Theologen aus der Melanchthonzeit zieren die Bücherschränke des Raums. Die bedeutendsten unter ihnen sind auf den Wandmalereien porträtiert. Auf der Westseite: Georg Spalatin (1484—1545), Nikolaus von Amsdorf (1483—1565), Urban Rhegius (1489—1541), Johannes Pfeffinger (1493—1573), Friedrich Myconius (1490—1546), Justus Menius (1499—1558), Sebastian Fröschel (1497—1570) und Johann Forster (1495—1556).

Auf der Ostseite: Caspar Cruciger (1504—1548), Georg Major (1502—1574), Johann Mathesius (1504—1565), Veit Dietrich (1506—1549), Paul Eber (1511—1569), David Chytraeus (1530—1600), Heinrich Bullinger (1504—1575) und Albert Hardenberg (1510—1574).


  • Großformatige Melanchthonzitate über die Bedeutung der theologischen Wissenschaft bedecken die Wände an der Nord- und Südseite des Theologenzimmers. Über dem Durchgang zum Städtezimmer:

    Wir wollen uns gesagt sein lassen, dass die Theologie kein Wissenszweiglein ist wie die übrigen Wissenschaften, die doch nur Wert in diesem irdischen Leben haben, sondern eine von Gott geoffenbarte Weisheit.
    Rede 1538: CR 11, 44

    Keine Beschäftigung ist des Menschen würdiger und keine edler, kein Wissen und keine Erkenntnis ist hervorragender, als die wahre Erkenntnis Gottes und der Religion.
    Rede 1538: CR 11, 44

    Über der Tür zum Fürstenzimmer:

    Mag auch die Theologie, da sie der Gelegenheit zum Geldgewinn entbehrt und nichts hat von dem Wind und Rauch weltlichen Ruhmes, vor den Menschen verächtlich sein, was für ein ungeheurer und unermesslicher Schatz ist sie doch vor Gott!
    Rede 1538: CR 11, 48

    Nachdem uns Gott nach seiner großen Barmherzigkeit das Licht des Evangeliums wiedergegeben hat, so wollen wir ihm dafür danken und diese Wohltat mit allem Eifer in den Kirchen und Schulen erhalten.
    Rede 1537: CR 11, 327

    Auf dem mittleren Bücherschrank ist zu lesen:

    Lasset uns dafür Sorge tragen, dass fromme und gelehrte Diener in den Kirchen sind, und dass das Wort des Evangeliums unverfälscht erschallt in unseren Predigten und Schriften!
    CR 7, 350