Das Fürstenzimmer



Das Fürstenzimmer führt in die politischen Kräfte der Reformation ein. Die Wandmalereien oberhalb der Sitzbänke geben das Muster eines gobelinartigen Teppichs wieder. Die Familienwappen in dieser Wanddekoration beziehen sich auf darüber hängende Fürstenporträts. An den übrigen Stellen ist das Familienwappen Melanchthons in das umlaufende Gobelinmuster integriert.

Die farbig dekorierte Eichendecke mit Ausmalungen in Gold und Silber sowie die mit reichen Verzierungen geschnitzten Türportale und Bankwangen sind eine Stiftung des Brettener Sägewerkbesitzers Theodor Harsch.

  • In den beiden Türaufsätzen erscheinen die Melanchthon-Worte:

    Ein groß Gut und vielen heilsam ist ein guter Fürst.
    Brief an Agricola, 1556: CR 8, 697

    Der Fürsten größte Tugend ist Gott zu kennen.
    Brief an Johann Albrecht von Mecklenburg, 1558: CR 9, 652

    Auf zwei Tafeln an der Ostwand sind Zitate Melanchthons über den Beruf und die Pflichten der Fürsten angebracht:

    Die Kirche und die wissenschaftlichen Studien blühen umso mehr, wenn sie von tüchtigen Fürsten gehegt und gepflegt werden.
    Brief an Georg von Anhalt, 1549: CR 7, 388

    Gott gebe Friede den Kirchen und Staaten dieser Gegenden, in denen das Wort des Evangeliums erschallt. Er erhalte auch die Fürsten unversehrt und leite sie.
    Brief an Lauterbach, 1545: CR 5, 875

    Nichts ist für einen Fürsten ruhmvoller und würdiger, als die Bürger zu den Wissenschaften, die der Sittlichkeit frommen, zu ermuntern und die Kirchen mit rechtschaffenen und gelehrten Hirten zu zieren.
    Brief an Herzog Wilhelm V. von Jülich-Cleve, 1539: CR 3, 633

    Alle Gutgesinnten werden den Fürsten Dank wissen, welche die ehrbaren Wissenschaften vom Untergang errettet und auf die Nachwelt fortzupflanzen gesucht haben.
    Brief an Herzog Magnus zu Mecklenburg, 1532: CR 2, 566

    Auch die Decke ist mit einem Wort Melanchthons geschmückt:

    Es ist nicht eine geringe Sache, christliche und andere Studia, die vornehmlich der Kirche nöthig sind, zu regieren und ist der Christenheit groß daran gelegen, darum die hohen Fürsten billig gute Achtung darauf geben sollten.
    Brief an Kurfürst Joachim II. von Brandenburg, 1547: CR 6, 734
  • In den sechs Fenstern des Fürstenzimmers sind auf 27 Wappen und 22 Wappenscheiben 49 Fürsten, 36 Grafen und 18 Adelige verewigt, die sich in ihren Ländern und Herrschaften große Verdienste bei der Einführung der Reformation erworben haben. Ihre Namen sind auf den Wappen zu lesen.

    Auf elf großen Ölbildern sind Fürsten und Könige dargestellt, die im Zeitalter der Reformation und zugleich in Melanchthons Leben eine wichtige Rolle gespielt haben. 

    • Friedrich der Weise (1463—1525), Kurfürst von Sachsen
    • Johann der Beständige (1486—1532),  Kurfürst von Sachsen
    • Johann Friedrich I.,  der Großmütige  (1503—1555),  Kurfürst von Sachsen
    • Georg der Fromme (1484—1543), Markgraf von Brandenburg-Ansbach
    • Albrecht, Markgraf von Brandenburg (1490—1568), erster Herzog in Preußen
    • Georg der Gottselige (1507—1553), Fürst zu Anhalt
    • Philipp I., der Großmütige (1504—1567), Landgraf zu Hessen
    • Heinrich V., der Fromme (1473—1541), Herzog von Sachsen
    • Gustav I., Wasa (1495—1560), König von Schweden
    • Christian III. (1503—1559), König von Dänemark
    • Christoph (1515—1558), Herzog von Württemberg