Melanchthon und Faust
24.06.2025
Faust-Museum Knittlingen

Den wenigsten ist wahrscheinlich bewusst, dass Philipp Melanchthon (1497-1560) aus Bretten und Johann Georg Faust (1480-1541) aus Knittlingen Zeitgenossen waren. Beide Söhne des Kraichgaus waren in der Epoche um 1500 auch stark vom Renaissance-Humanismus geprägt. Aber während der eine zum Reformator und Brückenbauer wurde, machte der andere als Wanderdoktor und spektakulärer Alchemist von sich reden.
Melanchthonhaus und Faust-Museum liegen nur wenige Autominuten voneinander entfernt. Prof. Dr. Christian Neddens von der Europäischen Melanchthon-Akademie war jetzt für ein erstes Kennenlernen zu Besuch bei Dr. Denise Roth, der Leiterin des Faust-Museums in Knittlingen. Sie erörterten Berührungsflächen zwischen den beiden Häusern, diskutierten Forschungsthesen und nahmen mögliche gemeinsame Projekte in den Blick.
Der Fauststoff hat Wurzeln im innerprotestantischen Streit um den Ursprung des Bösen und die Freiheit des Willens, der sich insbesondere an der Person Philipp Melanchthons entzündete. Aber welchen Anteil hatten die Reformatoren selbst, die Faust-Legende zu befeuern? Und welche Rolle spielen diese historischen Hintergründe inhaltlich für den Fauststoff, der noch Johann Wolfgang von Goethe so sehr faszinierte? Welche Sehnsüchte und Sorgen, Grenzziehungen und Grenzüberschreitungen lutherischer Theologie kommen hier zum Vorschein?
Es könnte sich lohnen, den reformatorischen Wurzeln des Fauststoffs gemeinsam genauer auf den Grund zu gehen.